Inflation steigt auf 7,9 Prozent
Die Verbraucherpreise steigen immer schneller. Vor allem wegen der teuren Energie liegt die Teuerung inzwischen nur noch knapp unter der Marke von acht Prozent. Experten erwarten auch im Sommer weiter hohe Inflationsraten.
Die Inflation in Deutschland ist im Mai weiter gestiegen. Die Verbraucherpreise lagen um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte. Im April hatte der Wert bei 7,4 Prozent gelegen. Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine vor drei Monaten sind die Energiepreise merklich gestiegen. Hinzu kommen Lieferengpässe durch unterbrochene Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie.
So stiegen die Energiepreise im Mai um 38,3 Prozent zum Vorjahresmonat. Auch Nahrungsmittel verteuerten sich mit 11,1 Prozent überdurchschnittlich. Experten gehen davon aus, dass der Inflationsdruck vorerst sehr hoch bleiben wird.
Preisdruck bei Lebensmitteln hält an
“Bei den von Lieferengpässen getroffenen Gütern und bei Nahrungsmitteln steckt wohl noch etwas Druck in der Pipeline, bevor die Lage sich ab dem Herbst entspannen dürfte”, sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. “Der Tankrabatt und andere Eingriffe dürften aber dafür sorgen, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten in Deutschland nicht weiter steigt.”
Eine aktuelle Studie des Kreditversicherers Allianz Trade legt nahe, dass der Preisanstieg bei Lebensmitteln seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat. “Verbraucher müssen für Lebensmittel 2022 voraussichtlich deutlich tiefer in die Tasche greifen”, erklärte Branchenexperte Aurélien Duthoit von Allianz Trade. In diesem Jahr seien im Lebensmitteleinzelhandel Preissteigerungen von 10,7 Prozent wahrscheinlich. Pro Person entspreche dies jährlichen Mehrausgaben von über 250 Euro.
Der Einzelhandel habe die Preiserhöhungen der Hersteller bisher nur begrenzt an die Kunden weitergegeben. So erhöhten die Lebensmittelhersteller ihre Preise seit Anfang 2021 im Schnitt um 16,6 Prozent. Im Einzelhandel seien die Preise dagegen im Schnitt um lediglich 6,6 Prozent gestiegen, so Duthoit. Die Preissteigerungen dürften jedoch “zeitnah und in hohem Maße auf die Verbraucherpreise durchschlagen.”
Lindner: Bekämpfung der Inflation oberstes Gebot
Finanzminister Christian Lindner erklärte die Bekämpfung der hohen Inflation als Ziel für die laufenden Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2023. Oberstes Gebot müsse sein, die wirtschaftliche Entwicklung zu stabilisieren und gegen die steigenden Preise anzugehen, sagte der FDP-Chef. Mit dem Etat für das kommende Jahr werde die expansive Finanzpolitik in Deutschland beendet.
“Es geht jetzt darum, Verantwortung zu zeigen gegenüber der Generation der Kinder und Enkel”, erklärte Lindner. Es bleibe dabei, dass die Schuldenbremse 2023 wieder greifen solle. Zugleich aber müsse die Bundesregierung Druck von den Preisen nehmen und nicht durch Subventionen in bestimmten Bereichen noch mehr Nachfrage erzeugen. Lindner sagte, die laufenden Etatgespräche seien anders als die vergangenen. Es gehe um die Rückkehr in eine finanzpolitische Normalität und zu einer Politik, die mit Knappheit umgehen müsse.
Inflationsraten auf dem nun erreichten Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland zuvor nicht. In den alten Bundesländern gab es ähnlich hohe Werte zuletzt im Winter 1973/1974. Damals waren die Mineralölpreise infolge der ersten Ölkrise stark gestiegen.